Die Drau in Villach ist für Regina Hübner ein Kraftort. Immer, wenn sie in ihrer Heimatstadt zu Besuch ist, tankt sie Energie und erinnert sich an die gemeinsamen Auflüge in die Natur, die sie als Kind mit ihren Eltern unternahm und die sie prägten.
An solchen „Kraftorten“ leben für die Künstlerin die gespeicherten Bilder auf und die Erinnerungen aktivieren sich, sagt sie: „Wenn ich nach Villach komme, denke ich an den weiten Horizont von einem Gipfel aus, an die Konturen der Berketten, an den Wald und die Farbe Grün, an die Schneelandschaft und die surreale Stille, wenn es schneit. Ich sehe die Berge, die mir wie liegende Körper vorkommen, die Spiegelungen im See und die Drau ist ein türkises Band, das sich bewegt. Ich atme die klare, scharfe, kalte Luft. Das ist Schönheit. Das sind Inspirationen.“
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In den 1980er Jahren wurde Regina Hübner ihre Heimat irgendwann zu klein: „Der Wunsch nach Weite und Freiheit - den habe ich in mir. Der ist wahrscheinlich auch mein Charakter. Ich bin nach Graz gegangen um Kunst zu studieren und von dort bin ich nach Italien gegangen - erst nach Carrara, dann nach Rom.“
Der Unterschied zwischen Villach und der italienischen Hauptstadt sei zweifelsohne groß, räumt Hübner ein, „aber das Herz-Springen, das ich bei beeindruckender Schönheit spüre, ist das selbe. Das ist nicht an einen Ort gebunden.“ Als bildende Künstlerin ist Regina Hübner international unterwegs, sie sieht die ganze Welt ist ihre „kreative Spielwiese“.
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Sendungshinweis:
SSC, 21. Oktober
Im Herzen von Udine, in der Chiesa di San Francesco, ist derzeit ein Fotogramm aus einem von Regina Hübners Video-Projekten zu sehen. Es zeigt einen Milchtropfen.
Kunsthistoriker Arnulf Rohsmann: „Im bewegten Bild tropft der Tropfen so lange auf die Grundfläche, bis ein See entsteht. Dieser See kippt in der Bewegung dann plötzlich um, wenn er die Ränder erreicht hat und der See wird tropfenweise wieder nach oben bewegt, bis die Grundfläche leer ist.“
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Regina Hübner ist damit die einzige zeitgenössische Vertreterin Österreichs. Der „Fluss der Zeit“ spielt eine zentrale Rolle in ihren Werken, die sie immer auch mit theoretischen Abhandlungen verknüpft.
Zu dem Videoprojekt des Milchtropfens inspirierte sie das Stillen ihrer beiden Töchter Galatea und Vega: „Da ist mir bewusst geworden, dass meine persönliche Zeit auf die Zeit meiner Kinder und dieser neuen Lebensformen übergeht. Hier geht es also um die Zeit und um die Dauer der Zeit, den Zeitfluss und um das menschliche Verlangen, ein Wunschdenken, womöglich diesen Zeitfluss umzukehren.“
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Außerdem zu sehen ist das fotografische Schaffen von 160 internationalen Künstlerinnen von 1920 bis heute, erklärt Kuratorin Silvia Bianco: „Im Laufe der Zeit stehen immer wieder unterschiedliche Themen im Mittelpunkt - Porträts, Außenansichten, wichtige Situationen im Leben der Frauen. In den 1990er Jahren waren nackte Körper vorherrschend - es gab auch viele Selbstporträts der Fotografinnen. Heutzutage reicht die Vielfalt von Fotoreportagen bis hin zu Porträts, die alten Gemälden nachempfunden sind.“
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Die Ausstellung „donne e fotografia“ ist noch bis 7. Jänner, jeweils am Wochenende, in Udine zu sehen.
Publiziert am21.10.2017