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Vom Sehen und Hören anonymer Botschaften

Eine Ausstellung der österreichischen Künstlerin Regina Hübner in Rom

 

Gerhard Mumelter aus Rom

   

Es ist dunkel. Aus Lautsprechern dringen verfremdete Männer- und Frauenstimmen. Man blickt auf Gesichter, die sprechen, ohne deren Worte zu hören. Man liest Texte, die niemandem zuzuordnen sind.

Es ist ein komplexes Werk, mit dem die österreichische Künstlerin Regina Hübner die Besucher ihrer Ausstellung verunsichert.

„Anonymus“ nennt sich die Arbeit der 38-jährigen Kärntnerin, die derzeit im Museo laboratorio di arte contemporanea der

Universität Rom zu sehen ist. Zur aktuellen Arbeit wurde sie durch den Tod einer Freundin angeregt.

Sie begann sich mit der Frage zu beschäftigen, „ob die eigene Existenz dadurch fortdauert, daß sie in die Erinnerung der anderen übergeht.“

Hübner bat 21 Personen, ihr ganz persönliche Botschaften Anzuvertrauen und hielt sie in Video- und Tonaufnahmen fest.

„Die physische Existenz einer Person ist keine Voraussetzung für das Fortwähren ihrer Gedanken, wenn diese einmal entstanden

sind“ sinniert Regina Hübner. „Ich wollte den Gedanken von der öffentlichen Zugehörigkeit zu seinem Autor und dessen Identität befreien.“

Die 21 Personen mussten sich also von ihren Botschaften für immer trennen. Diese leben weiter. Aber sie haben sich in Hübners

Arbeit verselbständigt. Sie sind „der kollektiven Erinnerung anvertraut.“

Hübner: „Es ist wie wenn man sich an den Gedanken, den Ausdruck eines Menschen erinnert, ohne die Möglichkeit der Überprüfung zu haben.“

Der Besucher begibt sich in dem von Stimmen, Gesichtern und Wörtern belebten Raum auf spannende Spurensuche.

 

Regina Hübner lebt als visual artist in Rom, wo sie an der Accademia delle Belle Arti studiert hat. Ihre Arbeiten – meist

Rauminstallationen mit Videoprojektion – verweisen auf die Grenzen der Kommunikation . Durch die optische oder akustische Verfremdung von Bildern, Texten und Lauten zwingt sie den Besucher zur Reflexion über die eigene Wahrnehmung. 

 

Namhafte Kuratorinnen der römischen Ausstellung sind die an der Universität Rom lehrende Kunsthistorikerin Simonetta Lux und die Kritikerin Patrizia Mania.

 

Zu der vom österreichischen Kulturforum in Rom, dem Bundeskanzleramt, dem Land Kärnten, der Stadt Villach und der Galerie Freihausgasse in Villach unterstützten Ausstellung ist ein 150-seitiger Katalog erschienen.