Regina Hübner > visions > now > Anonymus dedicated to Vally 2002-2004 > words > texts > Anonymus Regina Hübner > Räume der Erinnerung

 

text in german and italian below

 

Franz Niegelhell

 

Räume der Erinnerung

 

 

Regina Hübners Arbeit „Anonymus dedicated to Vally“ geht von einem Nachdenken darüber aus, dass „die physische und intellektuelle Existenz einer Person keine Voraussetzung mehr für das Fortwähren ihrer Gedanken ist, wenn diese einmal entstanden sind. Ich wollte den Gedanken von seiner offensichtlichen Zugehörigkeit zu seinem Autor und dessen Identität befreien“ [Hübner]. Mehrere Personen wurden von der Künstlerin gebeten, ihr eine persönliche, intime Nachricht anzuvertrauen. Daraus entstand eine Arbeit, die sich aus mehreren voneinander unabhängigen Teilen zusammensetzt. Sie besteht aus Video-Porträtaufnahmen der Personen, Ton-Aufnahmen der einzelnen Stimmen, schriftlichen Aufzeichnungen der Texte und fotografischen Vergrößerungen der Videostills und der einzelnen Texte. Die Spuren einzelner subjektiver Identitäten werden hier räumlich und auch zeitlich getrennt. Es ist unmöglich, den jeweiligen Autor mit seinem Gedanken in Verbindung zu bringen, oder ihn anhand seiner Gedanken zu identifizieren. Die Arbeit lebt von einer räumlichen Trennung verschiedener Spuren der Personen. Das Symbolische, Imaginäre ist getrennt von Abbildungen. Das Nachdenken über die Beziehung zwischen Person und Werk, Person und Äußerung mündet so in eine vielschichtige poetische Intervention, bei der es um eine Verortung im Raum geht. Symbolisch gezeigt auch durch die strukturelle Trennung der Arbeit in einzelne Bestandteile. Der Raum, um den es hier geht, ist nicht der architektonische, schachtelartige, der durch Ausdehnung gekennzeichnet ist, sondern vielmehr der Raum, der Lebenssphären ausmacht, der durch Beziehungen konstituiert wird und dadurch Bedeutungen schafft und dadurch aber gleichzeitig den architektonischen Raum wieder determiniert. Dieser Raum scheint auch ein zentrales Thema der Arbeit von Regina Hübner zu sein.

Frei nach Michel Foucault ist die aktuelle Epoche, in der wir heute leben, eine Epoche des Raumes. Eine Epoche des Simultanen, eine Epoche der Juxtaposition, eine Epoche des Nahen und des Fernen, des Nebeneinander und des Auseinander. Dadurch würde sich die Welt weniger als ein großes sich durch die Zeit entwickelndes Leben erfahren lassen, sondern eher als ein Netz, das einzelne Punkte miteinander verknüpft. Die Ausdehnung und die Ver/Ortung sind hier nur mehr strukturelle Notwendigkeiten. Viel mehr geht es heutzutage um die Beziehung zwischen einzelnen Punkten, um Netzwerke, darum, dass Raum immer mit verschiedenen Qualitäten aufgeladen ist.

Qualitäten, die dem jeweiligen Raum Bedeutung geben. Der private Raum ist ein anderer als der öffentliche, der politische wiederum ein anderer. Aber alle diese Räume sind miteinander verbunden. Die jeweiligen Qualitäten einzelner Räume machen die jeweiligen Räume zu einer Art „Erscheinungsraum“.

Und Raum besteht aus einem Beziehungsnetzwerk solcher Qualitäten. Lebensraum ist immer die Verbindung einzelner räumlicher Sphären. Das führt aber auch dazu, dass verschiedene „Spuren“ des Lebens verschiedenen Räumen angehören.

Das unter anderem ist es, worauf Hübners Arbeit verweist.

Nachdem etwa Kommunikation in Räumen (vom Zimmer, der Architektur über den sozialen bis hin zum politischen Raum) passiert, ist die Frage zu stellen, wovon diese Räume der Kommunikation bestimmt werden. Ex Negativo ¬- einzelne Bestandteile des kommunikativen Aktes, wie etwa Sprache und Personen, sind hier getrennt - behandelt Hübners Arbeit wesentliche Aspekte dieser Frage.

Schon Hannah Arendt hat gezeigt, wie eng verknüpft mit dem sprechenden Handeln (also durchaus auch mit der Kommunikation) der „Erscheinungsraum“ ist. Und sie hat sinngemäß auch darauf hingewiesen, dass Macht den Raum zwischen Menschen zerstört. Dass es in Hübners Arbeit auch um diese Art von Raum geht, mag etwa ein Satz veranschaulichen, den eine Person in „Anonymus dedicated to Vally“ sagt: „Die Entfernung als ein Modell der Wertschätzung“.

Eine wesentliche Problematik, durch die diese sphärische Entität heutiger Räume in Hübners Arbeit angesprochen wird, ist die von öffentlichem und privatem Raum. Die Botschaften, die der Künstlerin vermittelt wurden, sind allesamt persönlicher, intimer Natur. Gleichzeitig sind die Spuren, die ihre Aufzeichnungen prägen, in ihrer Veröffentlichung vollständig anonym. Das Gegensatzpaar von privatem und öffentlichem Raum - Hübner arbeitet damit, indem sie private Mitteilungen von Freunden, befreundeten Personen in den öffentlichen Raum stellt -¬ zeigt uns, dass die Räume, die unsere Existenz ausmachen keine homogenen sind, sondern solche, die von Beziehungen geprägt sind, deren Ausdehnung und „Konsistenz“ geprägt ist von einer netzwerkartigen „Konsistenz“.

Ein anderer wesentlicher Aspekt von Hübners Arbeit ist, archivarische Prinzipien der Aufzeichnung daraufhin zu untersuchen, ob diese überhaupt die Möglichkeit bieten, so etwas wie Identität zu vermitteln. Vor dem Hintergrund, dass Räume heute durch sphärische Entitäten gekennzeichnet scheinen und Hübner Darstellungsmöglichkeiten für einzelne dieser Sphären von anderen trennt, geht es auch um die Frage, ob es überhaupt möglich ist, die unendliche Komplexität dessen, was uns bildet, was unser Wesen bildet vermittelbar zu machen. Denn wir bestehen aus Erinnerung, wir bestehen aber auch aus Vergessen. Eine Möglichkeit zur Erinnerung, zur kulturellen Erinnerung genauer, sind Archive, ob digitale oder analoge, ist hier zweitrangig. Die künstlerischen Mittel, die Hübners Arbeit konstituieren -¬ Foto, Video, Sprache, Schrift ¬- sind Mittel der Aufzeichnung, gemeinhin auch zur Archivierung benutzt. Werke und andere reale Spuren aus der Existenz und der symbolischen Realität von Personen stehen für die Erinnerung. Hübners Arbeit ist eine Metapher für das Aufzeichnen zum Zwecke des Erinnerns.

Gleichzeitig zeugt sie von der Unmöglichkeit, dieses Erinnern ganzheitlich zu speichern. Verschiedene Beziehungen der einzelnen Teile untereinander sind für den Betrachter herstellbar, unterschiedliche Signifikate sind mit unterschiedlichen Signifikanten in Verbindung zu bringen. Wie überhaupt Signifikate und Signifikanten hier ineinander übergehen. So entsteht ein Netzwerk, das durch die Rekombination seiner verschiedenen Bestandteile in der Wahrnehmung des Betrachters unendliche Räume erzeugt.

Es sind Spuren, mit denen uns die Künstlerin hier konfrontiert. Spuren, die die Räume unserer Erinnerung ausmachen, die unendlichen Verbindungen dieser Räume, ihre vielgestaltigen Netzwerke kurz in unserem Bewusstsein aufblitzen lassen, sie gegenwärtig machen.


Franz Niegelhell

 

Spazi di memoria

 

 

Il lavoro di Regina Hübner “Anonymus dedicated to Vally” parte dalla riflessione che “l’esistenza fisica ed intellettuale di una persona non è più presupposto per la continuità dei suoi pensieri, una volta che questi si sono formati. Ho voluto liberare il pensiero dalla sua evidente appartenenza al suo autore ed alla sua identità” [Hübner]. L’artista ha pregato diverse persone di confidarle un messaggio intimo, personale. Da lì è nato un lavoro che si compone di più parti indipendenti tra loro. Consiste nella ripresa video dei ritratti delle persone, nella registrazione audio delle singole voci, nella trascrizione dei testi e nell’elaborazione fotografica dei videostills e dei singoli testi. Le tracce di ciascuna identità soggettiva vengono qui separate sia nello spazio che nel tempo. E’ impossibile associare l’autore al suo pensiero né identificarlo attraverso i suoi pensieri. Il lavoro vive grazie alla separazione fisica tra le diverse tracce lasciate dalle persone. Il simbolico, l’immaginario, è diviso dalle immagini. La riflessione sul rapporto tra persona e opera, tra persona ed esternazione, sfocia così in un intervento poetico stratificato attraverso la localizzazione dello spazio. Evidenziato simbolicamente anche dalla divisione strutturale in singole parti del lavoro stesso. Lo spazio del quale qui si tratta non è quello architettonico, scatolare, caratterizzato dall’estensione, ma è piuttosto lo spazio che costituisce le sfere della vita, che viene costituito da relazioni e che crea così significati determinando, però, al tempo stesso, di nuovo lo spazio architettonico. Questo spazio sembra, così, essere un tema centrale nel lavoro di Regina Hübner.

Secondo Michel Foucault l’epoca attuale, nella quale oggi viviamo, è un’epoca dello spazio. Un’epoca della simultaneità, un’epoca della giustapposizione, un’epoca del vicino e del lontano, dell’accanto all’altro e del lontano dall’altro. Così il mondo verrebbe esperito non tanto come vita che si sviluppa attraverso il tempo, ma piuttosto come rete che annoda singoli punti tra loro. L’estensione e la spazializzazione sono soltanto necessità strutturali. Oggi la questione riguarda piuttosto il rapporto tra i singoli punti, i reticoli, il fatto che lo spazio è sempre caricato con qualità diverse.

Qualità che danno, allo spazio corrispondente, significato. Lo spazio privato è diverso da quello pubblico, quello politico è altro ancora. Ma tutti questi spazi sono collegati tra loro. Le rispettive qualità dei singoli spazi fanno di questi una sorta di “spazio d’apparizione”.

E lo spazio è costituito da un reticolo di relazioni di queste qualità. Lo spazio vitale è sempre l’interconnessione di singole sfere spaziali. Ma questo comporta anche che differenti “tracce” della vita appartengano a spazi differenti. E’ questo, tra altro, che il lavoro di Hübner indica.

Poiché la comunicazione avviene, generalmente, all’interno di spazi (della stanza, dell’architettura, attraverso lo spazio sociale fino allo spazio politico), bisogna porre la domanda: da cosa vengono determinati questi spazi della comunicazione? Ex negativo - singoli componenti dell’atto comunicativo, come il linguaggio e le persone, sono qui separati – il lavoro di Hübner tratta aspetti fondamentali di questa domanda.

Già Hannah Arendt ha mostrato quanto sia strettamente legato lo “spazio d’apparizione” all’azione del parlare (quindi certamente anche alla comunicazione). In questo senso ha anche indicato il fatto che il potere distrugge lo spazio tra gli uomini. Che nel lavoro di Hübner si tratti anche di questo genere di spazio, potrebbe essere esplicitato dalla frase che una persona di “Anonymus dedicated to Vally” dice: “La distanza come modello di valutazione per un metodo di unità di misura”.

Una problematica essenziale, attraverso la quale questa entità sferica di spazi odierni viene trattata nel lavoro di Hübner, è quella dello spazio pubblico e privato. I messaggi che sono stati trasmessi all’artista sono tutti quanti di natura intima e personale. Allo stesso tempo, le tracce che improntano le sue registrazioni sono, nel loro esser rese pubbliche, completamente anonime. La coppia di contrari spazio privato / spazio pubblico – Hübner lavora con questo, collocando messaggi privati di amici e persone vicine nello spazio pubblico – ci fa vedere che gli spazi che costituiscono la nostra esistenza non sono omogenei ma improntati da rapporti la cui estensione e “consistenza” è caratterizzata da una specie di “consistenza” reticolare.

Un altro aspetto fondamentale nel lavoro di Hübner è quello di esaminare se i principi della trascrizione d’archivio offrano o meno la possibilità di trasmettere una sorta di identità. Sullo sfondo - visto che oggi gli spazi sembrano contrassegnati da entità sferiche e che Hübner divide l’una dall’altra le possibilità di rappresentazione di queste singole sfere – la domanda è anche se in genere sia possibile rendere comunicabile l’infinita complessità di ciò che ci forma, di ciò che forma il nostro essere. Perché noi consistiamo di ricordo, ma consistiamo anche di oblio.

Una possibilità per il ricordo, più esattamente per il ricordo culturale, è costituita dagli archivi - digitali o analogici è secondario. I mezzi artistici che costituiscono il lavoro di Hübner, fotografia, video, parola, scrittura, sono mezzi di trascrizione usati comunemente per l’archiviazione. Opere e altre tracce reali dall’esistenza e dalla realtà simbolica di persone sostituiscono il ricordo.

Il lavoro di Hübner è una metafora per la trascrizione finalizzata al ricordare. Allo stesso tempo testimonia l’impossibilità di immagazzinare questo ricordare nella sua totalità. Per l’osservatore è possibile ottenere relazioni diverse delle singole parti tra loro, è possibile connettere differenti significati con differenti significanti. Come in questo caso, dove significati e significanti si con-fondono tra loro. Nasce così un reticolo che attraverso la ricombinazione dei suoi componenti crea nella percezione dell’osservatore un numero infinito di spazi.

Sono queste le tracce con le quali l’artista ci confronta. Tracce che costituiscono gli spazi della nostra memoria, che fanno brevemente balenare nella nostra coscienza le loro infinite connessioni, i loro reticoli pluriformi, rendendoli presenti.

Regina Hübner > visions > now > Anonymus dedicated to Vally 2002-2004 > words > texts > Anonymus Regina Hübner > Franz Niegelhell 

Räume der Erinnerung