arnulf rohsmann

wort ↔ bild   ins ↔ zum

 

regina hübner //// vom wort zum bild und zurück.

wie kommt die sprache ins bild / zum bild und umgekehrt.

 

 

ausgangspunkt  des werks   ist die doppelnatur des spiegels:

die  eine natur ist die physikalische, beruhend  auf der newtonschen optik. sie ist rechnerisch nachvollziehbar  und  beschreibt die starre wiedergabe des gesehenen, angenommenen oder konstruierten.

 die andere ist die virtuelle. sie ist dematerialisiert; akteure und räume  werden eingespiegelt, die  reflexe sind beweglich durch die aktion und die schwenkbarkeit der scheiben und die wandelnde interaktion der beiden bilder. sie überlagern die texte watzlawicks; die akteure treten ein ins bild und kommunizieren mit der diskursiven information.

wie ist eine verbindung denkbar  zwischen beiden darstellungsmodellen für den spiegel, des rational nachvollziehbaren und des bildes im  schwebezustand und welche funktion hat dabei der text?

 

es liegt eine zweifache zweifache refklexion vor: im  spiegelbild  virtuell und in der meta-reflexion durch die auseinandersetzung mit dem text.

die diskursive information braucht einen materialen träger, sei es schrift, sei es schall. sie sehnt sich  zurück nach der physis. hier sind es die lettern, brachial und gleichermassen elegant mit laser in den polierten stahl geschnitten. sie sind die bausteine für das wort und den satz.

die sätze gehen auf verbal komprimierte gedanken zurück. die gedanken werden im satz nie 1:1 wiedergegeben. die übertragung basiert auf dem prinzip des transformationsgewinnes  und transformationsverlustes.

die flüchtigkeit des gedankens erfährt dabei eine teilweise fixierung im satz und  verzichtet im gegenzug auf  einen teil ihrer offenheit. das ist der transformationsverlust.

der transformationsgewinn ist die leichtere vermittelbarkeit. der gedanke sucht einen adressaten. jeder  gedanke fliegt. ogni pensiero vola. aber er benötigt einen freien landeplatz, auf dem die kommunikation  mit dem empfänger möglich wird.

zwischen gedanken und satz herrscht das verhältnis der parallelen realitäten. sie sind nie deckungsgleich. sie entziehen sich der forderung einander wechselseitig abzubilden.

sowohl der gedanke, als auch der satz haben ihre eigene realität mit ihren spezifika.

 

 

 

diese parallelen realitäten existieren auch zwischen der physis der akteure zwischen spiegeln und ihrem virtuellen bild im spiegel.  treten sie heraus aus dem kleinen areal oder drehen sie die spiegel, dann ist es vorbei mit ihrem temporären bild und seinen medialen eigenheiten der farbverschiebung und der verflächigung. dann bleiben die reflexe ohne  figuren und watzlawicks texte reflektieren einander.

 

 

Oktober 2021

 

Arnulf Rohsmann